Sensation nach Führung doch knapp verpasst: STORM verliert gegen Mainz

Bereits die beiden Hinrunden-Partien waren enge Duelle zwischen den beiden Bundesliga-Nachbarn in Rhein-Main. Beim Wiedersehen am Freitagabend in Mainz lag STORM dann erstmals vorne und hielt die Führung bis ins sechste Inning, als die Athletics das Spiel mit gleich zwei Homeruns doch noch knapp zum 4:3 drehten. Am Samstag herrschten in Hünstetten dann klare Verhältnisse: Der 10:2-Auswärtssieg des Tabellenzweiten war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.

Nach zuletzt drei Siegen in Serie ging Hünstetten STORM als Mannschaft der Stunde in der unteren Tabellenhälfte in den vorletzten Hauptrunden-Spieltag. Nach dem Heim-Coup gegen Regensburg und den beiden Pflichtsiegen gegen Mannheim waren sogar die Playoffs noch erreichbar. Um diese zugegeben nur theoretische Hoffnung noch aufrecht zu erhalten, musste gegen die Nachbarn von der „Ebsch Seit'“ mindestens eins der beiden Spiele gewonnen werden. Das war erkennbar eine große Aufgabe gegen die Athletics, die Ihrerseits unter den Top 3 des Südens wohl die formstärkste Formation sind. Zuletzt überholten sie mit spielereischer Leichtigkeit die Guggenberger Legionäre auf Platz 2.

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Hünstetten STORM010001100340
Mainz Athletics00000400x462
W: Yannic Wildenhain (6-1)     L: Daniel Martins (1-5)     S: Timothy Kotowski (1)

Spiel 1 stieg am sommerlich-lauen Freitagabend am Hartmühlenwerg zu Mainz. Jose Pimentel musste mit anhaltenden muskulären Problemen im Unterarm aussetzen, die aus seinem Einsatz gegen die Mannheim Tornados in der Vorwoche stammen. Daniel Martins vertrat ihn als Starter. Bei den Hausherren fehlte ebenfalls der gewohnte Spiel 1-Werfer Tim Stahlmann. Stattdessen begann Yannic Wildenhain.

Im zweiten Inning setzte Matt McElroy den ersten Wirkungstreffer. Gleich seinen ersten Pitch des Spiels zimmerte er mit einem schönen Line Drive übers in Mainz recht kurze Leftfield hinweg. Der Solo-Homerun brachte STORM in Führung. Beinahe hätten die Gäste im vierten Durchgang noch einen draufsetzen können. Zunächst walkte Matias Polanco, wurde aber von Wildenhain per Pickoff wieder von der ersten Base geholt. Das stellte sich als umso ärgerlicher heraus, als McElroy mit dem nächsten Pitch wieder einen Ball tief ins Rightfield schickte (Double), der Polanco wohl zum 2:0 hätte punkten lassen. Nach einem Wild Pitch stand McElroy dann mit nur einem Aus auf der dritte Base. Doch Victor Velazquez‚ Groundball war leichte Beute für den hereingerückten Third Baseman Marlon Jimenez. Er konnte das Aus an der ersten Base einsacken, ohne McElroy die Chance auf einen Run zu lassen. Da auch Rob Vondy kein Hit gelang, war diese Gelegenheit der STORM-Offensive verpasst.

Martins ließ allerdings gegen die A’s-Schlagleute fünf Innings überhaupt nichts zu, sodass es mit der knappen 1:0-Führung bis ins sechste Inning ging. Dort arbeitete sich Leadoff-Batter Vicente Velazquez (Hit by Pitch, Sacrifice Bunt von Phil Meyer und Stolen Base) mit nur einem Aus an die dritte Base vor. Und diesmal machte Polanco es besser: Mit einem Groundout zu Second Baseman Nici Weichert konnte der die Führung auf 2:0 ausbauen.

Nach der Inningpause gelang Weichert mit einem Groundball durch die linke Seite des Infields erst der dritte Mainzer Hit des Spiels. Doch Thomas Joyce folgte gleich mit dem nächsten – doch der flog weit über den Zaun – wieder im Rightfield und glich das Spiel plötzlich zum 2:2 aus. Martins kam mit einem Strikeout gegen Max Boldt zurück. Peter Johannessen gelang ein Single, bevor Jimenez den zweiten Homerun des Innings schlug. Die Athletics hatten das Spiel plötzlich gedreht, nachdem Martins sie fünf Innings lang sicher im Griff hatte. Sichtlich bedient beendete er dennoch sein Inning, bevor von da an Dave Paradela übernahm.

STORM konnte im siebten Inning postwendend antworten: Vondy stand nach einem Error von Gianni Frolijk schon mit zwei Aus auf der ersten Base, als Youngster Oliver Jochum ein Single gelang. Sein kleiner Bruder Douglas Jochum schlug einen Groundball wiederum zu Shortstop Frolijk, der erneut Probleme hatte, den Ball zu kontrollieren und so Vondy den Anschluss-Run erlaubte.

Im achten Inning schließlich galt es für STORM. Die stärksten Schlagleute waren an der Reihe. Wenn es mit dem Ausgleich noch etwas werden sollte, dann wohl jetzt. Polanco begann direkt mit einem Single durch die Mitte und McElroy konnte sich einen Walk erarbeiten. Die Athletics reagierten und brachten mit Timothy Kotowski einen neuen Arm – übrigens einen, der in seiner Jugend auch in Hünstetten ausgebildet worden ist. Mit Victor Velazquez am Schlag nahm Polanco die Beine in die Hand und stahl die dritte Base. Der Ausgleich war nur noch 90 Fuß entfernt und noch keine Aus gespielt. McElroy wollte Polanco beim Count von 2-2 folgen und versuchte, die zweite Base zu stehlen. Doch Boldt dachte nicht eine Sekunde daran, Polanco an der dritten Base zu halten und machte einen mustergültigen Wurf an die zweite Base, der McElroy rechtzeitig erwischte. Polanco dagegen war offenbar komplett überrascht von der Aktion seines Teamkollegen und verpasste den Moment, sich in Richtung Ausgleich aufzumachen. Dennoch war mit einem Aus immer noch alles drin. Victor Velazquez bekam keinen Pitch zum Schlagen mehr und musste sich mit dem Walk begnügen.

Vondy brauchte anschließend nicht mehr als einen soliden Kontakt. Doch er ging Strikeout. Nun hatte Rogelio Maldonado noch die Gelegenheit doch noch für den Ausgleich zu sorgen. Während seines Schlagdurchgangs machte Victor Velazquez Druck auf die Defensive und überraschte mit einem Versuch, die zweite Base zu stehlen. Boldt täuschte seinen Wurf diesmal nur an – und ließ Polanco damit prompt hereinfallen, der denselben Fehler wie auf McElroys Versuch nicht noch einmal machen wollte. Mainz hatte ihn im Rundown zwischen dritter Base und Home Plate gefangen. Es kam zur Entscheidung knapp vor der dritten Base. Polanco war schon halb an Frolijk vorbei, als der sich zum Tag lang machte. Es sah so aus, als ob Polanco es wie durch ein Wunder sicher zurück an seine Base geschafft hätte. Frolijk fasste nach, kam nicht mehr ran. Doch der Schiedsrichter entschied, dass der erste Versuch Polanco knapp berührt hatte und gab ihn deshalb aus. Videoaufnahmen zeigten klar, dass es keine Berührung gab, doch die steht den Schiedsrichtern in der Baseball Bundesliga nicht zur Verfügung. Die Chance für STORM zum Ausgleich im achten Inning war damit somit vertan.

Im neunten Inning kam Hünstetten nochmal an den Schlag, doch Kotowski hatte den hinteren Teil der Schlagreihenfolge problemlos im Griff. Zwei Strikeout und ein Flyball ins Rightfield besiegelten die nächste knappe Niederlage STORMs gegen eines der Bundesliga-Schwergewichte – eine weitere in einer für die allererste Bundesliga-Saison schon beeindruckend langen Reihe.

  1 2 3 4 5 6 7 8 9 R H E
Mainz Athletics 3 0 0 1 5 1 0 0 0 10 13 2
Hünstetten STORM 0 1 0 0 0 0 0 0 1 2 5 1
W: Kevin Schnorbach (1-0)     L: Gian Franco Rizzo (4-2)     S: Ira Clifton (2)

Nach 0:4, 2:4 und 3:4 in dieser Saison gegen die Athletics hatte STORM für Spiel 2 am Samstag vor heimischer Kulisse viel vor. Auch gegen Regensburg musste man drei teils dramatisch enge Niederlagen verkraften, bevor man sich im letzten Hauptrunden-Duell endlich mit dem verdienten Sieg krönen konnte. Das könnte gegen die Nachbarn doch auch drin sein. Mit Gian Franco Rizzo stand auch der passende Pitcher parat – vier der sieben Hünstetter Bundesliga-Siege gehen auf sein Konto. Der etatmäßige Mainzer Spiel 2-Starter Brady Tedesco hat das Team in Richtung Profi-Baseball verlassen und so kam Eigengewächs Kevin Schnorbach zu seinem ersten Bundesliga-Start – einigen STORM-Akteuren noch aus den vergangenen Jahren in der 2. Bundesliga bekannt, wo er mit der Athletics-Reserve schon öfter im Taunus zu Gast war. Nach der Werfer-Aufstellung konnte man sich also durchaus berechtigte Hoffnungen auf eine Überraschung machen.

Diese Hoffnungen bekamen allerdings gleich zu Beginn schon einen heftigen Dämpfer. Den Gästen gelangen gleich im ersten Inning vier Hits. Boldt per Sacrifice Fly und vor allem Jimenez mit einem 2 RBI-Double machten daraus eine 3:0-Führung, bevor STORM zum ersten Mal ans Schlagmal treten konnte. Im zweiten Inning konnte McElroy einen eigenen Punkt entgegensetzen, als Schnorbach bei zwei Aus ein Wild Pitch unterlief.

Dennoch gewannen die Zuschauer auf dem Dickman Field früh den Eindruck, dass die favorisierten Gäste im Unterschied zu den vorherigen drei Duellen drückend überlegen waren. Auch wenn Rizzo in den Durchgängen zwei und drei keine weiteren Runs zuließ, musste er sich dabei dreier weiterer Hits erwehren. Die Athletics hatten sich von Anfang an gut auf den Routinier eingeschwungen. Im vierten Inning konnte schließlich Joyce per RBI-Double den zuvor per Walk auf Base gelangten Lennard Stöcklin über die Platte schicken. Im fünften Inning brachen die Dämme endgültig. Weitere Hits von Johannessen, Jimenez und Frolijk beendeten Rizzos gebrauchten Tag im fünften Inning ohne Aus – da hatte er insgesamt 11 Hits abgegeben – beim Zwischenstand von 6:1.

Nach Rizzo übernahm Ian Hardman. Gegen ihn legten Stöcklin und Joyce nochmal 3 RBIs nach und so lagen die Gäste zur Halbzeit 9:1 in Führung. Das hatten letztere auch ihrem unerwartet souverän agierenden Pitcher Schnorbach zu verdanken, der die Hünstetter Offensive mit beeindruckender Effizienz an der kurzen Leine hielt (1 Rund in 6 Innings mit 4 Hits und nur einem Walk).

In der Folge verflachte das Spiel zusehends. Beide Mannschaften wechselten durch und gaben ihren Nachwuchs- und Ergänzungsspielern etwas wertvolle Spielzeit. Mainz legte im sechsten Inning nach einem Sacrifice Fly von Carl Feldmann noch einen einzelnen Run drauf. Hardman und in den letzten beiden Innings Yannik Kiss hielten die Athletics danach aber knapp unter der 10-Punkte-Führung, die ein vorzeitiges Spielende bedeutet hätte. Für die Gäste übernahm Ira Clifton die letzten drei Innings. Gegen ihn setzte McElroy im letzten Inning mit einem Solo-Homerun ins Right Field den versöhnlichen Schlusspunkt. Es war sein zweiter Homerun des Wochenendes und der dritte in dieser Saison.

Mit den beiden Niederlagen enden die bis dahin zumindest theoretisch noch bestehenden Playoff-Chancen für STORM. Dass die Aufsteiger die Segel erst am vorletzten Spieltag streichen müssen, stellt allein schon einen Achtungserfolg dar. Parallel gewannen die fünftplatzierten Disciples zuhause in München erwartungsgemäß ihre beiden Spiele gegen Schlusslicht Mannheim Tornados. Sie liegen nun wieder zwei Siege vor STORM. Beide haben mit Heidenheim und Mainz noch je einen schweren Auswärtsspieltag gegen die Tabellenspitze vor sich. Im besten Fall könnte Hünstetten mit zwei Siegen in Heidenheim bei zwei Niederlagen Haars in Mainz noch gleichziehen. Allerdings bliebe auch dann zum Abschluss der Hauptrunde der sechste Platz, da die Disciples im direkten Vergleich mit STORM das bessere Punkteverhältnis aufweisen.

Vor dem letzten Hauptrundenspieltag ergibt sich somit folgende Ausgangssituation: Hünstetten und Mannheim stehen bereits als Sechster und Siebter fest – ebenso, dass Heidenheim, Mainz und Regensburg die ersten drei Plätze unter sich ausmachen werden und allesamt vorzeitig für die Playoffs qualifiziert sind. Wer der vierte Teilnehmer der Meisterschaftsrunde aus dem Süden wird, muss sich noch im Fernduell zwischen Stuttgart und München-Haar entscheiden. Stuttgart spielt zuhause gegen Regensburg und hat dann eine Woche später noch einen Nachholspieltag in Mainz auf dem Programm. Aus diesen vier Spielen müssen die Reds einen Sieg mehr holen als die Disciples aus ihren beiden letzten in Mainz, um Platz 4 zu sichern.

Wer im Playoff-Rennen den Kürzeren zieht, wird neben den Mannheim Tornados der zweite Gegner für Hünstetten STORM in der Playdown-Runde. Gegen beide steht dann jeweils noch ein Doppelspieltag zuhause und auswärts an – also noch acht Partien. Die Ergebnisse aus der Hauptrunde werden mitgenommen. Somit sind die anstehenden Partien in Heidenheim für STORM keineswegs bedeutungslos, sondern bieten im Gegenteil nochmal die Chance, sich einen Bonus für das Rennen um den sicheren Platz 5 zu erarbeiten.

Vergangene Woche hat der DBV die Termine für die Playdown-Begegnungen bekannt gegeben. Da nun Platz 6 und 7 feststehen, ergrben sich für die Hünstetter folgende Spieltage:

  • 28.-30.07.2023 in Mannheim
  • 18.-20.08.2023 zuhause gegen München-Haar oder Stuttgart
  • 01.-03.09.2023 in München-Haar oder Stuttgart
  • 08.-10.09.2023 zuhause gegen Mannheim


Eine große Unbekannte ist im Abstiegskampf noch, ob es eine aufstiegsinteressierte Mannschaft aus den Reihen der 2. Bundesliga Süd-West und Süd/Süd-Ost gibt. Wenn dies der Fall ist, kommt es in den Playdowns nur darauf an, wer den rettenden fünften Platz erreicht. Die anderen beiden würden dann eine komplett neue Relegationsrunde (je ein Doppelspieltag) gegeneinander und den Aufstiegsinteressenten aus der 2. Bundesliga spielen, wobei sich nur der Sieger daraus für den letzten verbleibenden Platz in der Bundesliga Süd 2024 qualifiziert. Der Abstiegskampf würde so erst im Oktober entschieden.

Sollte es keinen Aufstiegsinteressenten geben, würde lediglich der Siebtplatzierte nach den Playdowns den Weg in die 2. Bundesliga antreten. In diesem Fall könnte angesichts des großen Rückstands, mit dem die Mannheim Tornados in die Playdowns gehen werden, bereits Ende Juli oder Mitte August alles geklärt sein.

Um nicht allzu viele nervöse Gedanken an die Ambitionen der Zweitliga-Teams verschwenden zu müssen, helfen STORM so oder so nur Siege auf dem Weg zu Platz 5. Die nächste Gelegenheit dazu besteht am kommenden Wochenende beim Gastspiel bei den Bundesliga-Spitzenreitern an der Brenz. Gespielt wird im Schatten von Schloss Hellenstein am Samstag um 19:00 Uhr und am Sonntag um 13:00 Uhr.