Doppelter Krimi und am Ende die Erlösung: STORM holt einen Heimsieg gegen Regensburg

Die Guggenberger Legionäre waren zum allerersten Mal aus Regensburg nach Hünstetten angereist. Das Duell zwischen dem Aufsteiger und dem deutschen Baseball-Powerhouse schlechthin lässt eigentlich klare Verhältnisse erwarten. Doch schon nach ihren ersten vier Begegnungen überhaupt scheint sich zwischen STORM und den Legionären eine ganz besondere Dynamik zu entfalten: Wie schon im Ostermontags-Kracher in der Oberpfalz Hinspiel ging es auf dem Dickman Field schon wieder in Verlängerungs-Innings. In drei von vier Fällen entschied nur ein einziger Run das Spiel. Und ausgerechnet gegen den Meisterschaftsfavoriten platzt am Ende der Knoten nach bis dahin neun zum Teil dramatisch unglücklichen Niederlagen in Folge.

Fünf Wochen waren seit dem letzten Bundesliga-Heimspiel vergangen und ganze sieben seit dem letzten Sieg. Dazwischen lagen acht zum Teil hochdramatische Niederlagen. Gegen jeden der vier Gegner war jeweils mindestens ein Sieg drin: Beim Heimspiel gegen die mittlerweile schon vorzeitig für die Playoffs qualifizierten Mainz Athletics ging es mit 2:2 ins neunte Inning, eine Woche später gegen den ungeschlagenen Tabellenführer aus Heidenheim sogar mit einer 3:2-Führung. Es folgten die Auswärtsspiele bei den direkten Konkurrenten um Platz 4, 5 und 6 München und Stuttgart. Auch alles enge Duelle, von denen STORM mit dem einen oder anderen besser getimten Hit auch die Hälfte hätte gewinnen können. Nun kamen ausgerechnet die großen Guggenberger Legionäre auf ihren ersten Ausflug in den Taunus und standen dem so lange ersehnten fünften Bundesliga-Sieg im Weg.

  1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 R H E
Guggenberger Legionäre 3 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 7 10 2
Hünstetten STORM 0 0 0 1 3 1 0 0 1 0 0 6 6 7
W: Finn Freisberg (4-0)     L: Daniel Martins (1-4)     S: Joe Cedano de Leon (2)

Spiel 1 begann wieder Jose Pimentel, der seine Rolle als Spiel 1-Starter mittlerweile genauso gefestigt hat wie die zu Saisonbeginn zeitweise wackelige Kontrolle über seine harten Würfe. Ihm gegenüber stand auf Seiten der Legionäre der tschechische Nationalspieler Jan Tomek.

Offensiv legten die Gäste gleich im ersten Inning drei Runs vor – und das, obwohl Pimentel seine Arbeit sehr ordentlich machte. Es waren vielmehr drei Errors der Hünstettener Verteidigung, die Regensburg die Führung schenkten: Die Groundballs von Matt Vance und David Grimes waren jeweils Routine-Outs, doch bei Joshua Harrison und Phil Meyer schienen die Nerven etwas zu flattern – jedenfalls verfehlten beide mit ihren Würfen Rob Vondy an der ersten Base. Das erlaubte es erst Elias von Garßen (Groundout) und Eric Harms (Double und einziger Hit des Innings) ihre Teamkollegen über die Platte zu schicken.

Gegenüber war STORM gegen Tomek zwar nicht chancenlos, aber die zwingenden Punkte-Chancen ergaben sich zu Anfang noch nicht. Im dritten Inning konnten stattdessen die Legionäre noch einmal nachlegen:  Grimes schlug einen Leadoff-Double und versuchte anschließend, die dritte Base zu stehlen. Catcher Victor Velazquez verteidigte das mit einem guten Wurf, der jedoch unglücklich versprang und so Grimes kampflos punkten ließ. Es schien wieder mal alles schief zu gehen und auf den erwarteten Sieg der favorisierten Gäste hinauszulaufen.

Im vierten Inning lief dann auch für die Hausherren endlich mal etwas zusammen: Matias Polanco eröffnete das Inning mit einem Single, Tomek erlaubte sich einen Wild Pitch und Victor Velazquez folgte mit einem RBI-Single, der den ersten Hünstetter Run auf die Anzeigetafel brachte. Allerdings schlug Regensburg im folgenden Halbinning direkt zurück: von Garßen, Harms und Daniel Patrice gelangen nacheinander Hits gegen den für Pimentel eingewechselten Dave Paradela. Damit stellten sie den alten Abstand wieder auf 5:1 her.

Die Gäste brachten ebenfalls zum fünften Inning einen frischen Arm in Person von Daniel Mendelsohn. Gegen die geduldig agierenden Schlagleute von STORM lud er sich erstmal die Bases durch einen Hit by Pitch gegen Max Schulz sowie Walks für Vicente Velazquez und Yannik Kiss. Polanco nutzte die Chnace zum Anschluss per Sacrifice Fly und ein Aus später hatte Ian Hardman endlich den „Big Hit“ – einen 2 RBI-Double über alle Verteidiger hinweg ins Centerfield. Plötzlich war Hünstetten wieder auf 5:4 heran.

Legionäre Manager Martin Helmig wechselte zum folgenden sechsten Inning wieder den Pitcher und gab Finn Freisberg den Ball in die Hand. Gegen ihn holte Harrison direkt einen Walk und der folgende Rogelio Maldonado bekam die Order zum Sacrifice Bunt, um den Ausgleich im vorletzten Inning zu forcieren. Er legt den Bunt lehrbuchmäßig so gut zwischen Pitcher und First Baseman, dass er damit selbst sicher die erste Base erreichte. Freisberg versuchte verzweifelt, das Aus an der  ersten Base zu spielen, verfehlte dort aber seinen Teamkollegen. Harrison konnte zum vielumjubelten Ausgleich laufen. Maldonado selbst stand nun auf der dritten Base – STORM war also noch ohne Aus und der Führung ganz nahe. Doch seine Teamkollegen bekamen keinen harten Kontakt gegen Freisberg und die hereingerückte Infield-Verteidigung konnte den sechsten Hünstetter Punkt verhindern.

Es ging also mit 5:5 ins letzte Inning. Lionel Chattelle holte seinen besten Pfeil aus dem Köcher: Daniel Martins. Der gab bei einem Aus einen Walk an von Garßen ab. Regensburg wechselte den jungen Speedster Elie Musoni für ihn ein. Der tat auch prompt wie ihm geheißen und machte sich auf den Weg, die zweite Base zu stehlen. Wieder packte Victor Velazquez einen tollen Wurf aus und wieder klebte ihm das Pech an den Händen: Der Wurf traf den heranrutschenden Musoni, prallte ins Outfield ab. So stand mit einem Mal die Gäste-Führung mit nur einem Aus an der dritten Base. Doch Harms schlug seinen Linedrive direkt auf Vondy und auch Patrice gelang danach nur ein Flyout zu Maldonado. In der unteren Hälfte des Innings wartet nun die ultimative Chance auf dei Gastgeber, die Sensation endlich perfekt zu machen. Doch trotz eines Leadoff-Walk von Victor Velazquez gelang der Offensive kein Akzent gegen Freisberg.

Zum zweiten Mal im dritten Spiel STORMs gegen die Legionäre musste nun die Entscheidung im Tie Break her. Im achten Inning begann Regensburg mit den beiden Tie Break-Läufern auf den Bases unkonventionell und versuchte einen Hit & Run. Doch Jonathan Heimler verfehlte Martins‘ Pitch und Victor Velazquez konnte Harms auf dem Weg zur dritten Base auswerfen. Groundouts von Heimler und Vance beendeten den Gäste-Verusch punktelos und nun hatten die Hünstetter zum zweiten Mal die Chance auf den Walkoff – dieses mal sogar noch besser, da mit zwei Läufern bereits auf den Bases. Maldonado legte mustergültig den fast schon obligatorischen Sacrifice Bunt und Regensburg antwortete ebenfalls mit dem üblichen Intentional Walk. Nun kam es mit Bases loaded und einem Aus zur Entscheidung. Vicente Velazquez schlug einen Flugball in Rightfield und Vondy nahm die Beine in die Hand, um nach seinem Tag-Up den Sieg zu holen. Doch der Schlag ging nicht weit genug und der Wurf von Harms war zu gut: Er wurde an der Homeplate ausgetagt.

Im neunten Inning wählte Regensburg dann doch die vermeintlich sichere Variante: Sacrifice Bunt von Devon Ramirez. Doch der Ball prallte zu weit vom Schläger ab. Martins machte den Lead Runner an der dritten Base aus und Harrison konnte zu Vondy das Double Play vervollständigen. Mit zwei Aus schien STORM schon aus dem Gröbsten raus zu sein. Doch Grimes gelang ein Single, der Vance ausreichte, um von der zweiten Base zu punkten. Nun musste Hünstetten also selbst punkten, um nicht zu verlieren. Kiss zeigte, dass man im Taunus bunten kann: Auch er erreichte sicher die erste Base, konnte also die Kissen ohne Aus laden. Polanco hievte danach den Ball ins Leftfield – doch abermals zu kurz für einen Sacrifice Fly. Victor Velazquez blieb danach unter höchstem Druck ganz cool und nahm einen Walk zum erneuten Ausgleich. Mit weiterhin Bases loaded und einem Aus war die Chance wieder riesengroß. Doch Hardman verfehlte den entscheidenden Pitch und ging Strikeout. Auch Vondy gelang kein Hit und so musste es in zehnte Inning gehen.

In selbigem gelang Martins nach Bunt von Harms abermals das Aus an der dritten statt der ersten Base und nach einem Strikeout gegen Patrice sah die Situation schon wieder mächtig entschärft aus. Doch ein Walk für Harms lud die Bases, bevor Martins gegen Nationalspieler Alex Schmidt bärenstark das nächste Strikeout machte. Für STORM dagegen wieder der Standardablauf: Sacrifice Bunt von Harrison, Intentional Walk für Maldonado. Doch dem folgenden Schulz gelang wiederum nur ein zu kurzer Flyball ins Centerfield und Vicente Velazquez konnte lediglich einen Groundball beisteuern, mit dem Regensburg sich ins nächste Extra Inning rettete.

Für die Gäste klappte es dieses Mal mit dem Sacrifice Bunt durch Routinier Vance. Hünstetten revanchierte sich mit dem Intentional Walk für Ramirez. Nun war Grimes an der Reihe. Er schlug einen Flyball, der im Unterschied zu den beiden vorherigen Chancen der Gastgeber tief genug war, um Heimler nach Hause zu schicken und Regensburg so die dritte Führung des Spiels zu geben. Die Legionäre brachten mit Joe Cedano de Leon nochmal einen frischen Arm, der den Sieg nun endlich besiegeln sollte. STORM begann mittlerweile fast schon routiniert mit dem sicheren Sacrifice Bunt durch Kiss, gefolgt von einem Intentional Walk für Polanco. Doch Cedano zeigte nun sein volles Können:  Sowohl Victor Velazquez als auch Hardman schickte er per Strikeout zurück und gewann tatsächlich dieses nervenaufreibende Spiel.

Wieder einmal herrschte große Ernüchterung auf dem Dickman Field. Schon wieder eine große Sensation verpasst. Dieses Mal konnte man die verpassten Chancen gar nicht mehr alle durchzählen. Doch zumindest in diesem Spiel galt gleiches auch für die Gäste aus der Oberpfalz und so mischte sich ein wenig Stolz in die Enttäuschung und ebenso Spannung auf das zwiete Spiel des Tages.

  1 2 3 4 5 6 7 R H E
Guggenberger Legionäre 0 0 0 0 0 1 0 1 4 0
Hünstetten STORM 1 0 0 1 0 0 x 2 5 2
W: Gian Franco Rizzo (3-1)     L: Joe Cedano de Leon (1-1)     S: Jose Pimentel (1)

Nach kurzer Verschnaufpause und eigentlich viel zu kurzer Beruhigungsphase für die Nerven aller Beteiligten stieg dann Spiel 2 des Double-Headers mit enormer Verspätung. Die Gastgeber vertrauten das Spiel ihrem jederzeit zuverlässigen Routinier Gian Franco Rizzo an, während auf Regensburger Seite Cedano trotz Pause direkt weiter machte.

Rizzo musste zu Beginn um zwei Walks herumarbeiten, ließ aber die Legionäre nicht punkten. Die Gastgeber macht es gleich mal besser als im ersten Spiel: Vicente Velazquez setzte gegen Cedano gleich mal einen Schlag auf die Rightfield-Linie und lief so zum Triple. Im nächsten At-Bat beging Cedano einen Balk, der damit auch direkt die Führung der Gastgeber bedeutete. Doch den Balk hätte man gar nicht gebraucht, denn ein Aus später folgte Polanco mit einem Double. Der durfte nach einem erneuten Balk gleich weiter auf die dritte Base und nach einem Walk für Hardman wäre noch mehr drin gewesen. Vondy schickte nämlich einen Flyball ins Rightfield, der gereicht hätte, um Polanco hereinzuholen. Doch Hardman hatte sich in der irrigen Annahme, dass schin zwei Aus waren schon auf den Kontakt Richtung zweite Base aufgemacht und wurde so an der ersten Base ausgeworfen, bevor Polanco die Homeplate erreichte.

Danach entwickelte sich das Spiel mit knapper STORM-Führung zum Pitcher-Duell. Sowohl Rizzo als auch Cedano hatten ihre Gegenüber im Griff. Vielleicht schlug dort auch ein wenig die Erschöpfung aus dem ersten Spiel des Tages durch. Erst im vierten Inning ergab sich wieder eine Punkte-Chance: Polance eröffnete das Inning mit einem Single und nachdem ihm bei einem Aus Vondy per Walk folgte, musste Cedano seinen Arbeitstag beenden. Helmig brachte den neuen Import-Pitcher Trevor Holloway, der prompt ein Strikeout besorgte. Doch der lange überfällige Maldonado zerschlug bei zwei Aus endlich den Knoten und baute die Führung per RBI-Double auf 2:0 aus.

Dieser Run sollte sich noch als wertvoll erweisen. Nach fünf ebenso erfolgreichen wie arbeitsintensiven Innings musste im sechsten Inning ein frischer Arm her. Lionel Chattelle entschied sich für Hardman, der den Tag bis dahin im Centerfield verbrachte und dort den gesperrten Matt McElroy vertrat. Doch er zeigte, dass er seine Kontrollprobleme noch immer nicht im Griff hat: Drei Walks unterbrochen von einem Strikeout luden die Bases mit einem Aus. Regensburg stand unmittelbar vor dem Ausgleich. Lionel Chattelle schickte Hardman daraufhin zurück ins Centerfield und überraschte dann alle: Er brachte Pimentel, der Stunden zuvor das erste Spiel begonnen hatte und deshalb eigentlich für den Tag durch sein sollte.

Pimentel brannte sichtlich auf die Chance, endlich den ersehnten Sieg zu holen. Er holte zunächst ein Groundout. Der Ball war nur etwas zu langsam bei Shortstop Vicente Velazquez, um das sechste Inning direkt per Double Play zu beenden und so konnte Harms in demselben Spielzug den 2:1-Anschluss erzielen. Im nächsten At-Bat traf Pimentel Ramirez mit dem Pitch, lud so wieder dies Bases. Gegen den folgenden Grimes lieferte er sich dann ein langes und hartes Duell. Schließlich war der Count voll und mit zwei Aus würden die Läufer alle auf den Pitch starten. Pimentel brachte einen tiefen Pitch inside, Grimes schaute ihn nur an – und der Schiedsrichter entschied auf Strike! Das ganze Stadion schrie erleichtert auf. Der Ausgleich war knapp vereitelt.

Im siebten Inning ließ Pimentel dann auch keinen Legionär mehr die Bases erreichen. Nach dem Harrison den letzten Groundball von Harms zum Aus verwertet hatte, herrschte auf dem Dickman Field schlussendlich pure Freude. Endlich die großen Guggenberger Legionäre geschlagen! Die herzzerreißende Niederlage in Spiel 1 hatten da alle schon vergessen.

Mit dem überraschenden Sieg hat Hünstetten wieder den Anschluss an die fünfplatzierten München-Haar Disciples hergestellt. Die haben schon zwei Siege mehr auf dem Konto als STORM, allerdings gleich viele Niederlagen. Das bedeutet, dass die Taunus-Baseballer mit zwei Siegen gegen Schlusslicht Mannheim am kommenden Wochenende wieder mit den Bajuwaren gleichziehen könnten. Sollten die derzeit auf dem letzten Playoff-Platz verweilenden Stuttgart Reds parallel ihre beiden Spiele gegen Spitzenreiter Heidenheim verlieren, wäre sogar eine Playoff-Teilnahme für STORM noch theoretisch möglich. Dazu müssten dann aber neben zwei Siegen gegen Mannheim auch mindestens drei Siege aus den danach noch anstehenden  vier Spielen gegen Mainz und Heidenheim her, während insbesondere Stuttgart seine dann ebenfalls noch vier ausstehenden Spiele alle verlieren müsste und auch München-Haar weniger Siege sammeln dürfte als Hünstetten. Die Playoff-Chancen bestehen also nach den beiden Niederlagen von Stuttgart in der Vorwoche nur noch theoretisch und man dürfte sich im Idsteiner Land eher darauf konzentrieren, möglichst gleichauf oder sogar leicht vor den Disciples in die Playdowns zu gehen. Dort ist nämlich Platz 5 im Endklassement das Ziel, um die Teilnahme an der Relegation in jedem Fall zu vermeiden.

Am kommenden Wochenende sind die Mannheim Tornados zunächst am Samstag ab 13:00 Uhr auf dem Dickman Field zu Gast, bevor die zweite Begegnung am Sonntag in Mannheim stattfindet – auch auf dem Roberto-Clemente-Field ist um 13:00 Uhr Spielbeginn.