Mit den beiden dominanten Pflichtsiegen gegen die Mannheim Tornados im Gepäck fuhr Hünstetten zum Showdown nach Gauting. Gegen die dort heimischen Indians lieferte sich STORM zwei nicht immer hochklassige, aber dafür umso packendere und leidenschaftliche Duelle. Die erste Begegnung holten sie sich nach mehreren Führungswechseln mit 9:5. Das ließ die Tür für die Hausherren offen zu einem möglichen Konter in Spiel 2. Auch das geriet zum Thriller – mit dem besseren Ende für den Erstligisten: Der 6:4-Endstand sicherte Hünstetten STORM den Klassenerhalt.
In der Vorwoche hatte Hünstetten die in dieser Saison so gut bekannten Mannheim Tornados im Schnellverfahren abgefertigt. Nun stand der letzte Schritt auf der langen Reise zum Klassenerhalt an. Mit den Gauting Indians wartete vor allem eine große Unbekannte, gegen die STORM auch noch auswärts ranmusste. Ohne direkte Duelle und ohne gemeinsame Gegner war kaum abzusehen, was von den Zweitligisten zu erwarten war. Jedenfalls musste man sich auf junge, hungrige Gastgeber einstellen, denn ein großer Teil der Indians besteht aus dem Junioren-Team des Clubs, das zwei Wochen zuvor den dritten Platz der Deutschen Junioren-Meisterschaft erreicht hatte.
Außerdem konnte Rob Vondy sein Team ein wenig auf den Gegner einstellen. Der während der Saison zum Team gestoßene britische Nationalspieler war 2022 in Gauting aktiv. Vondy zeigte zuletzt eine stark ansteigende Formkurve und entwickelte sich nach seiner Ankunft in Hünstetten in Windeseile zur Führungspersönlichkeit. Nicht zuletzt deshalb kam es allen Beteiligten nur natürlich vor, dass der First Baseman das hochmotivierte Team als Spielertrainer besonnen durch die Relegation führte.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | R | H | E | |
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Hünstetten STORM | 2 | 1 | 6 | 0 | 0 | 0 | 0 | 9 | 6 | 3 |
Gauting Indians | 1 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 5 | 6 | 1 |
Für die Gautinger Gastgeber begann mit Philipp Kleehaupt einer der Junioren-Leistungsträger vom Werferhügel. Er hatte jedoch gegen die geduldigen Hünstetter Schlagleute arge Probleme. Nachdem Vicente Velazquez mit einem Walk eröffnet hatte, traf Kleehaupt Ian Hardman mit einem Pitch. Einem Groundball-Forceout folgte der nächste Walk an Victor Velazquez und mit geladenen Bases sorgte Vondy für den ersten Wirkungstreffer der Gäste. Sein Single besorgte die frühe 2:0-Führung. STORM blieb weiter am Drücker, doch eigene Fehler beim Baserunning brachten sie um eine größere Führung. Zunächst verschätzte sich Victor Velazquez bei einem Bloop-Single von Rogelio Maldonado ins kurze Rightfield, lief zu spät los zur dritten Base und war dort leichte Beute für die Verteidigung der Indians. Bei zwei Aus schlug Phil Meyer den dritten STORM-Hit in Folge und Vondy versuchte, von der zweiten Base aus zu punkten, doch auch diesmal hatten die Hausherren mehr als genug Zeit, um ihn vor der Home Plate abzufangen.
Mit „nur“ zwei Runs Führung machte sich sodann STORM-Starter Daniel Martins ans Werk. Nach zwei schnellen Groundouts wackelte auch seine Kontrolle: Zwei Walks folgten zwei Wild Pitches, die Elias Huber ohne viel eigenes Zutun den Anschluss-Punkt erlaubten. Das zweite Inning ging für Kleehaupt nicht besser weiter: Er beendete die ersten beiden At-Bats jeweils per Hit-by-Pitch und Ian Hardman schickte schließlich per Double Oliver Jochum nach Hause.
Das Spiel ging in dieser Anfangsphase immer wieder hin und her. Auch Martins stellte im zweiten Inning die ersten beiden Indians kampflos auf Base (beide Walks). Catcher Malte Glasmayer lud mit einem Single die Bases ohne Aus. Den folgenden Groundball von Severin Übelhör konnte die Hünstetter Defensive zum Forceout an Home Plate umsetzen. Doch Jakob Huber holte den „Big Hit“ für seine Indians: Mit seinem Double glich er zum 3:3 aus. Routinier Oskar von Mosch setzte noch einen drauf und brachte Gauting per Sacrifice Fly in Führung. Ein 2-Out-Single von Elias Huber bedeute sogar das 5:3 für die Gastgeber, ehe Martins das zweite Inning endlich beenden konnte.
Trotz des turbulenten Spielverlaufs blieben die STORM-Schlagleute geduldig und forderten den jungen Gautinger Werfer mit langen At-Bats heraus. Das zahlte sich gleich im dritten Inning aus: Vondy (Walk), Maldonado (Hit by Pitch) und Meyer (Walk) luden die Bases. Kleehaupt konnte sich mit einem Strikeout gegen Oliver Jochum zurückmelden, doch dann walkte er gegen Martins sogar einen Run nach Hause. Sein Manager Christopher Howard sah sich zum Pitcherwechsel gezwungen und holte Elias Huber von der zweiten Base auf den Pitcher’s Mound. Er sollte die auf einen Punkt geschmolzene Führung verteidigen. Doch gleich in seinem ersten At-Bat gegen Vicente Velazquez leistete er sich zwei Wild Pitches, mit denen Hünstetten wieder in Führung ging. Es folgte ein weiterer Gäste-Run per Wild Pitch und nach einem Error von Übelhör zwei Walks, die die Bases wieder vollmachten. Bei zwei Aus sammelte dann ausgerechnet Vondy mit einem Single zu einem kritischen Zeitpunkt seine RBIs Nummer drei und vier – 9:5 für Hünstetten.
Auf Seiten der Gäste hatte Martins im dritten Inning endlich in seinen Rhythmus gefunden und hielt die Indians zu Null. Doch auch Elias Huber zeigte nun, was er kann: Er ließ seinerseits im vierten Inning keinen Hünstetter auf Base. Wie auch im Rest des Spiels hatte er die Gäste gut im Griff: Mit lediglich einem Hit und einem Walk in den letzten vier Innings konnte STORM keine Punktegefahr mehr aufbauen. Martins kämpfte dagegen weiterhin immer wieder mit seiner Kontrolle. Doch es waren mal seine harten Würfe, mit denen er sich per Strikeout selbst aus der Misere befreien konnte, und mal die starke Defensive, die mit zwei Double Plays ihren Teil dazu beitrug, die vier-Punkte-Führung ins Ziel zu bringen
So endete das in den ersten zweieinhalb Innings turbulente Spiel mit viereinhalb Durchgängen ohne Punkte, die dennoch stets von Spannung und Nervosität geprägt waren. Denn Gauting erarbeitete sich ein ums andere Mal Chancen auf den Anschluss. Doch die Hünstetter Gäste konnten sich immer wieder mit kühlem Kopf und präzisen Würfen verteidigen.
Nach dem Hünstetter Sieg im ersten Spiel war die Ausgangslage nun für beide Teams ganz klar: Sollte STORM auch die zweite Partie des Tages gewinnen oder auch mit weniger als vier Punkten Differenz verlieren, wäre ihnen der Sieg in der Relegation nicht mehr zu nehmen. Die Gauting Indians auf der anderen Seiten brauchten einen Sieg mit mehr als vier Runs Differenz, um dann eine Woche später in Mannheim um den Aufstieg zu spielen, wofür sie dort zwei Siege brauchen würden.
Kurioserweise kam es Gauting dabei sogar entgegen, Spiel zwei als Gastmannschaft auf dem eigenen Platz zu spielen. Denn als Heimmannschaft würden die Indians mit einer knappen Führung im letzten Inning nicht mehr an den Schlag gehen dürfen, um die fehlenden Punkte zur Differenz aufzuholen. Als Gastmannschaft hingegen durften sie in jedem Inning offensiv vorlegen und würden daher also auch bei eigener Führung die vollen sieben Schlagdurchgänge bekommen.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | R | H | E | |
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Gauting Indians | 2 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 4 | 6 | 1 |
Hünstetten STORM | 0 | 2 | 0 | 2 | 0 | 2 | x | 6 | 7 | 1 |
Im zweiten Spiel mit Heimrecht ging STORM also zunächst mit der Defensive aufs Feld. Starting Pitcher Jose Pimentel begann mit einem Walk für Jakob Huber, der gleich richtig wehtat. Denn von Mosch schlug einen Double, auf den ersterer die Gautinger Führung erzielte. Letzterer konnte nach einem Groundout von Aaron Bushur selbst punkten. Mit der 2:0-Führung nach dem ersten Inning demonstrierten die Indians, wie motiviert sie waren, den Spieltag noch zu ihren Gunsten zu drehen.
Defensiv machte für die Gastgeber Elias Huber als Pitcher gleich da weiter, wo er in der ersten Begegnung aufgehört hatte, und hielt seine Gegenüber weiterhin in Schach. Doch auch Pimentel war nach den anfänglich zwei Punkten im Spiel angekommen. Im zweiten Inning setzte er mit drei Strikeouts ein deutliches Zeichen, dass er keine Absicht hatte, die Gastgeber überhaupt auf die benötigten fünf Runs kommen zu lassen.
Als Hünstetten im zweiten Inning an den Schlag ging, gelangen auch Elias Huber zwei Strikeouts, doch warf er auch gleich drei Schlagleute ab. In Kombination mit einem ärgerlichen Patzer von Shortstop von Mosch schob der letzte dieser drei den 2:1-Anschluss über die Platte. Hardman nutze zudem die Chance, mit einem 2-Out-Hit den Spielstand auszugleichen. Abgesehen von diesen defensiven Fehlern der Gautinger sah STORM allerdings gegen den jungen Werfer weiter kein Land.
Am Ende des dritten Innings war dann allerdings Schluss für Elias Huber, denn mit – in der Summe aus beiden Spielen – 7.2 Innings und 37 gegnerischen Schlagdurchgängen wird sein Arm am Ende seiner Kräfte angelangt gewesen sein. Howard vertraute für den Rest des Spiels Elias‘ jüngerem Bruder Jakob Huber den Ball an. Er begann gleich mit einem Strikeout, ließ dann aber Douglas Jochum und Vicente Velazquez per Walk auf Base. Danach waren es Martins und Vicente Velazquez mit back-to-back RBI-Singles, die die beiden zur Führung hereinholten.
Allerdings konnten die Hausherren direkt im nächsten Spielabschnitt kontern. Pimentel hatte schon zwei schnelle Aus besorgt, als Jakob Huber wie im ersten Inning per Walk die erste Base erreichte. Und wie schon im ersten Inning folgte von Mosch mit dem RBI-Double. Der Schlag rutschte zudem Hardman im Centerfield durch und von Mosch ging gleich weiter zur dritten Base. Von dort reichte ein Wild Pitch von Pimentel, um das Spiel wieder auszugleichen.
Es ging noch enger zu als in Spiel eins. Beide Mannschaften wollten den Sieg. Zudem spielte die Zeit für STORM, da Gauting ja nicht nur gewinnen, sondern auch fünf Punkte Vorsprung herausspielen musste und dafür nun nur noch zwei Spielabschnitte zur Verfügung hatte.
Zum sechsten Inning übernahm von Pimentel der Mann für die wichtigen Spiele: Phil Meyer kam ins Spiel. Er war es, der Hünstetten in etwa ein Jahr zuvor im alles entscheidenden Spiel fünf in der Playoff-Serie gegen die Baldham Boars zum Aufstieg pitchte. Nun sollte er auch den Klassenerhalt sichern. Er begann souverän, machte zwei schnelle Aus und ließ sich auch von einem Single von Kleehaupt nicht aus der Ruhe bringen. Ein Strikeout beendete Gautings sechsten Schlagdurchgang.
Doch es stand immer noch unentschieden 4:4, sodass auch offensiv noch Arbeit zu tun war. Hardman gelang durch einen Hit-by-Pitch und einen anschließenden Balk von Jakob Huber auf die zweite Base. Letzterer erhitzte einige der angespannten Gemüter noch etwas weiter. Martins folgte mit einem wichtigen Hit und brachte Hardman auf nur noch 90 Fuß Entfernung zur Führung. Vicente Velazquez schlug schließlich einen Flyball weit genug, um Hardman genug Zeit zu geben, diese Distanz zu überwinden – STORM war wieder in Front. Danach gelang Vondy seinerseits ein Hit, der Martins auf die dritte Base brachte. Maldonado wiederholte, was Victot Velazquez gelungen war – per Sacrifice Fly erhöhte Martins auf 6:4.
Nun waren nur noch die letzten drei Aus über die Bühne zu bringen. Doch die Indians waren noch nicht bereit, sich von der Aufstiegschance zu verabschieden. Pinch Hitter Koji Ono holte einen Leadoff-Walk. Jakob Huber und von Mosch schlugen back-to-back Singles. Mit einem Mal waren die Bases geladen und noch kein Aus. Die Gautinger Führung stand bereits auf der ersten Base. Meyer blieb cool und machte Pitch um Pitch. Elias Hubers Flyball ins Leftfield war zu kurz, um den für Ono eingewechselten Pinch Runner Christopher Porter punkten zu lassen – 1 Aus. Dann war Bushur an der Reihe. Meyer bekam von ihm genau, was er brauchte: einen Groundball zu Shortstop Vicente Velazquez. Der tritt selbst auf die zweite Base und feuert den Ball hinüber zu Vondy an der ersten – rechtzeitig! Double-Play, Ballgame!
Mit dem Doppelerfolg in Gauting sichert sich Hünstetten STORM den Klassenerhalt für die verkleinerte Baseball Bundesliga 2024. Die Indians treten am kommenden Samstag noch in Mannheim an. Doch beide können höchstens noch auf zwei Relegationssiege kommen und die Hünstettener nach deren vier nicht mehr einholen.