Auswärts-Überraschung knapp verpasst: STORM verliert Baseball-Krimi in Regensburg

Die nächste Sensation war zum Greifen nah! Nach einem beeindruckenden Comeback gingen die Hünstetter Bundesliga-Baseballer am Ostermontag vor gigantischer Kulisse in Regensburg sogar mit einer Führung in den letzten Spielabschnitt. Am Ende hatten jedoch die heimischen Legionäre das Glück inklusive einer kontroversen Schiedsrichterentscheidung auf ihrer Seite. STORM fährt mit zwei Niederlagen im Gepäck zurück nach Hause – und mit gemischten Gefühlen zwischen Stolz und Enttäuschung.
1 2 3 4 5 6 7 R H E
Hünstetten STORM 0 0 0 0 0 0 1 1 3 4
Guggenberger Legionäre 0 9 3 0 0 0 x 12 9 1
W: Finn Freisberg (1-0)     L: Jose Pimentel (0-1)     S:
Die erste Auswärts-Fahrt der Hünstetter Bundesliga-Geschichte führte STORM gleich mal ins deutsche Baseball-Mekka nach Regensburg. Zwischen dem Clubhaus mit Sportinternat und dem beeindruckenden Neubau des Landesleistungszentrums werden hier in der Akademie Spieler auf internationalem Top-Niveau ausgebildet. Die Bundesliga-Mannschaft der Guggenberger Legionäre – das Flaggschiff dieser hochprofessionellen Baseball-Maschine – war am ersten Spieltag spielfrei und beging am Abend des Ostersonntags unter Flutlicht die feierliche Saisoneröffnung. Für einige der jungen Talente im STORM-Kader war es sicherlich ein gehöriger Kulturschock. Legionäre-Manager Martin Helmig hatte seine Mannen dennoch schon die ganze Woche davor gewarnt, die Hünstettener Wundertüte auf die leichte Schulter zu nehmen. Der völlig unerwartete Doppelsieg gegen die München-Haar Disciples hatte die Bundesliga aufhorchen lassen. Die Hausherren gingen nicht zuletzt deshalb mit der nötigen Konzentration ans Werk. Wie schon im Eröffnungsspiel stellte Lionel Chattelle zu Beginn Jose Pimentel auf den Werfer-Hügel in der Armin-Wolf-Arena. Und ebenso wie in der Vorwoche überstand er im ersten Inning einen wackeligen Start. Gegen Alex Schmidt – Nationalmannschafts-Shortstop in Regensburger Diensten – hatte er sich schon das Groundout verdient, aber First Baseman Max Schulz konnte den leicht ungenauen Wurf von Shortstop Vicente Velazquez nicht sichern. Und so standen nach einem Walk für Devon Ramirez gleich mal zwei Legionäre-Läufer auf den Bases. Pimentel kam jedoch mit einem starken Strikeout gegen den Best Batter der Bundesliga Süd 2022 Daniel Patrice zurück und seine Defensive revanchierte sich gegen US-Neuzugang Ronnie Sweeny mit einem blitzsauberen Double Play für den anfänglichen Error. Das zweite Inning erinnerte wiederum an die Vorwoche. Nach einem Walk für Matt Vance und einem Sacrifice Bunt von Legionäre-Catcher Elias von Garßen setzte Regensburg die Hünstetter Defensive mit einem Hit-and-Run unter Druck. David Grimes schlug damit Matt Vance zur Führung nach Hause. Nino Sacasa und David Dinski folgten ihrerseits mit Singles. Nachdem Dinski noch die zweite Base gestohlen hatte, stand es zwar erst 2:0 für Regensburg, aber die STORM-Defensive wirkte doch für einen Moment etwas überwältigt vom blitzschnellen Offensiv-Feuerwerk, das die Gastgeber das rund um sie herum abbrannten. Jose Pimentel bekam verlor sichtlich die Kontrolle über seine harten Würfe. Alex Schmidt traf er am Bein und zu Devon Ramirez warf er vier Balls in Folge, womit Nino Sacasa kampflos das 3:0 erzielen konnte. Es war nur ein Zähler, aber doch eine kleine Schmach. Als nächstes war Daniel Patrice wieder an der Reihe. Er bekam einen wilden Pitch an die Schulter ab – 4:0 Regensburg – und dann beendete Manager Lionel Chattelle schließlich wie in der Vorwoche Pimentels Auftritt schon im zweiten Inning. Mit Junioren-Nationalspieler Joshua Harrison übernahm das nächste STORM-Talent die Verantwortung auf dem Werferhügel. Er brauchte auch ein wenig, um ins Spiel zu finden, ließ mit einem Walk an Ronnie Sweeny und Hits von Matt Vance, David Grimes und Nino Sacasa auch noch vier weitere Legionäre die Bases erreichen, ehe er das Big Inning der Legionäre endlich beenden konnte. Einige Wackler der Feldverteidigung trugen ihren Teil dazu bei, dass das Spiel nach zwei Innings mit 9:0 schon entschieden schien. Im dritten Inning legten die Regensburger noch drei Runs drauf. Joshua Harrison hatte sich schon zwei Aus geholt, als die Rallye der Legionäre startete. Nach zwei Walks waren es ein donnernder Double von Matt Vance und ein weiterer Error der Defensive, die das Zwischenergebnis auf 12:0 schraubten. Ein Lichtblick für das anfangs überfordert wirkende Gäste-Team war allerdings, dass der Werferriege danach drei saubere Innings gelangen. Nach Harrison kamen noch Yannick Kiss und Phil Meyer an die Reihe. Für STORM waren bei der Auswärts-Premiere damit vier Pitcher aktiv – keiner davon älter als 20 Jahre – die sich der stargespickten Offensive und der großen Kulisse nur in einem langen Inning so richtig beugen mussten. Im siebten Inning gelang Hünstetten schließlich noch der Ehren-Run zum 12:1. Es ging mit der Erkenntnis ins Team-Hotel, dass die Legionäre an diesem Abend vielleicht noch eine Nummer zu groß für die Aufsteiger waren. Dennoch war das Ergebnis in der Höhe auch einigen eigenen Fehlern zu verdanken, die man sich gegen eins der Top-Teams der Bundesliga nicht erlauben kann.
  1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 R H E
Hünstetten STORM 1 0 0 0 0 1 1 1 3 0 7 10 2
Guggenberger Legionäre 3 2 0 0 0 0 1 0 1 1 8 9 2
W: Finn Freisberg (1-0)     L: Daniel Martins (1-1)     S: –

Spiel 2 in Regensburg war am Ostermontag um 14:00 Uhr angesetzt. Statt wie üblich zwei Stunden vor Spielbeginn anzureisen, hatte sich das Hünstetter Team jedoch spontan entschieden, früh aufzustehen und die Pleite vom Vorabend bei einer gemeinsamen morgendlichen Trainingseinheit in der Armin-Wolf-Arena zu verarbeiten. Auch wenn von den Aufsteigern keiner erwarten konnte, einen Sieg aus der Oberpfalz in den Taunus zu entführen, wollte doch niemand den phasenweise etwas überforderten Eindruck auf sich sitzen lassen.

Der Start ins Spiel gelang auch gleich hervorragend. Leadoff-Batter Matthew McElroy gelang per Walk auf die erste Base, Vicente Velazquez brachte ihn per Sacrifice Bunt an die zweite Base und schließlich holte ihn Justin Byrd bei zwei Aus direkt mal zur 1:0-Führung im ersten Inning über die Platte. Auch Rogelio Maldonado konnte noch einen Hit nachlegen, aber es blieb bei dem einen Run zur Eröffnung.

In der unteren Hälfte des ersten Innings war dann Starting Pitcher Ian Hardman an der Reihe, der die München-Haar Disciples eine Woche zuvor in einer souveränen Leistung sehr kurz gehalten hatte. Allerdings fand er in der Regensburger Oster-Sonne nicht gut ins Spiel. Leadoff-Batter Alex Schmidt begann mit einem leichten Single, aber zwei Wild Pitches später stand er schon auf der dritten Base und bekam per Walk Gesellschaft auf der ersten Base von Teamkollege Devon Ramirez. Daniel Patrice opferte sich per Bunt, um Schmidt zum Ausgleich nach Hause zu holen. Dann war es Ronnie Sweeny, der Hardmans Pitch optimal erwischte und donnernd über den weit entfernten Zaun im Centerfield beförderte: Homerun, 3:1 Regensburg.

Im zweiten Inning holte sich Ian Hardman schnell zwei souveräne Aus. Doch statt das Inning zu beenden, fand er auf einmal die Strike-Zone nicht mehr. Nacheinander holten sich Devon Ramirez, Daniel Patrice, Ronnie Sweeny und Matt Vance ihre Walks ab und erhöhten so auf die demütigendste Art und Weise auf 4:1. Als Hardman dann wieder ein Pitch abrutschte und damit Patrice punkten konnte, hatte STORM-Manager Lionel Chattelle genug gesehen und wechselte Gian Franco Rizzo für Hardman ein. Der konnte das Inning schließlich beenden und hielt auch in den Durchgängen drei, vier und fünf die Legionäre auf Nulldiät.

Hünstetten hatte zwischenzeitlich die eine oder andere Chance, selbst Punkte auf die Anzeigetafel zu bringen, aber der Regensburger Starter Jan Tomek konnte sich immer wieder aus brenzligen Situationen befreien. Erst als im sechsten Inning Joe Cedano auf den Hügel eingewechselt wurde, gelang es STORM besser. Cedano (ursprünglich bei den Bad Homburg Hornets ausgebildet) ist einigen Hünstettern noch bestens aus gemeinsamen Tagen in der hessischen U12- und U15-Landesauswahl bekannt und gab sein Debüt für die Regensburger Bundesliga-Mannschaft. Er kämpfte zu Beginn auch mit der Kontrolle über seine Pitches und so lud STORM mit einem Walk und zweimal Hit by Pitch die Kissen auf. Schließlich holte sich Max Schulz seinen ersten Bundesliga-RBI, als er per Fielder’s Choice Justin Byrd über die Platte brachte. Mit nur einem Run zog sich Cedano aber noch glimpflich aus der Affäre.

Das sechste Inning sah außerdem den Wechsel von Gian Franco Rizzo zu Daniel Martins auf dem Werferhügel. Die beiden ließen aber keine Punkte zu, sodass es mit 5:2 in die letzten drei Innings ging.

Im siebten Inning durfte für die Legionäre zunächst James Larsen ran, der aber schnell durch Cerilio Soleana ersetzt wurde. Justin Byrd holte per Sacrifice Fly McElroy zum weiteren 5:3-Anschluss herein. Im Gegenzug musste auch Daniel Martins einen Sacrifice Fly von David Grimes hinnehmen, mit dem Matt Vance den alten Abstand von drei Runs wiederherstellte.

Doch STORM gab nicht auf und kämpfte weiter um jeden Pitch. Im achten Inning besorgte Harrison mit RBI-Groundout von McElroy wiederum den 6:4-Anschluss. Die Legionäre waren ihrerseits mit Bases loaded und nur einem Aus drauf und dran, selbst Punkte nachzulegen, doch Daniel Martins brachte eiskalt Pitch für Pitch ins Ziel und wahrte seinem Team die Chance auf ein Sensations-Comeback.

Das neunte Inning brachte also den vermeintlichen letzten Showdown. Es fing gut an mit einem Walk für Andrija Tomic und einem Hit by Pitch für Justin Byrd. Letzteres besiegelte das Ende des Arbeitstags für Soleana und Daniel Mendelsohn durfte zum zweiten Mal an diesem Wochenende ran. Ihm stand Catcher Victor Velazquez gegenüber, dem das ganze Spiel lang an der Platte nichts gelungen war. Gefühlt folgt ein Strikeout dem anderen. Es muss purer Wille gewesen sein, der seinen Schlag die Rightfield-Linie herunter fair hielt. Double. Ausgleich!!! Die aus Hünstetten mitgereisten Fans tobten auf den Rängen, aber sonst war es in der Armin-Wolf-Arena auf einmal totenstill. Weitere Singles von Phil Meyer und Matt McElroy brachten sogar die 7:6-Führung.

Nun galt es diese knappe Führung noch ins Ziel zu bringen, um in der zweiten Woche in Folge für eine Riesen-Sensation zu sorgen. Doch die Legionäre waren noch nicht fertig. Elias von Garßen holte sich gleich zu Beginn einen Walk und wurde prompt durch den schnellen Pinch Runner Elie Musoni ersetzt. David Grimes schlug einen Line Drive ins Leftfield, den Justin Byrd um ein Haar mit seinem Hechtsprung gefangen hätte. Doch so gelang es, Musoni an die dritte und Grimes an die zweite Base zu laufen. Nino Sacasa wurde per Intentional Walk auf die erste Base gestellt und so waren die Legionäre bei Bases Loaded ohne Aus trotz Rückstand dem Sieg schon näher als Hünstetten – sie mussten ihre Leute nur noch die 90 Fuß nach Hause bringen. Die am Vortag noch so wackelige STORM-Defensive behielt jedoch einen kühlen Kopf und Daniel Martins machte unbeeindruckt einfach immer weiter – Pitch für Pitch. Regensburgs David Dinski schlug seinen Groundball zu Shortstop Vicente Velazquez, der sicher das Aus an der Home Plate spielte. Als nächstes war Alex Schmidt dran, der es per Bunt („Suicide Squeeze“) versuchte. Doch auch First Baseman Max Schulz machte eiskalt das Aus an der Platte. Nun war STORM mit 2 Aus wieder voll auf Kurs zu Sieg. Doch ausgerechnet jetzt rutschte Daniel Martins ein Pitch ab. Es wird mächtig turbulent: Sacasa kommt von der dritten Base sicher über über die Platte – Ausgleich! -, weil es der vierte Ball für Ramirez war. Sacasa winkt Dinksi gleich noch hinter sich her, der den Walk-off-Sieg holen soll. Doch die Hünstetter Feldverteidigung läuft weiter gut und taggt Dinski kurz vor der Platte aus. Inning beendet – 7:7 Gleichstand.

Zum zweiten Mal im vierten Saisonspiel muss also ein Extra Inning die Entscheidung bringen. Also wieder Tie-Breaker: STORM beginnt das zehnte Inning mit Läufern auf der ersten und der zweiten Base. Und wem das neunte Inning noch keinen Herzinfarkt verschafft hat, der ist nun fällig. Andrija Tomic ist der erste Schlagmann. Er legt einen Bilderbuch-Bunt hin, der für Legionäre Pitcher Daniel Mendelsohn ganz schwer zu spielen ist. Er muss sich mit dem Wurf an die erste Base sehr beeilen, der rutscht ihm deshalb etwas nach rechts ab. First Baseman Ronnie Sweeny muss sich mit seinem Handschuh weit nach links strecken – genau in Tomics Laufweg. So kommt es an der ersten Base zur Kollision – kein Aus – und Tomic kann bis an die zweite Base weiterlaufen. McElroy läuft zur abermaligen Führung nach Hause und Vicente Velazquez steht sicher an der dritten Base. Das alles noch ohne Aus und weiterer großer Chance auf eine höhere Führung. Doch der Schiedsrichter an der ersten Base entscheidet auf Interference! Tomic soll demnach Sweeny beim Fangen von Mendelsohns Wurf behindert haben. Großer Aufschrei auf den Rängen wie auf dem Feld. Manager Lionel Chattelle protestiert nachhaltig gegen die harte Entscheidung und wird des Feldes verwiesen.

Am Ende der Debatte hat die Interference-Entscheidung Bestand. Die Folge: McElroy muss zurück auf die dritte Base – Run zählt nicht, es steht weiter 7:7 – und Velazquez auf die zweite Base. Regensburg schickt Justin Byrd per Intentional Walk auf die erste Base und wechselt abermals den Pitcher. Für Mendelsohn kommt Finn Freisberg, der bereits am Vorabend den Win zugesprochen bekommen hatte. Rogelio Maldonados Groundball geht schließlich unglücklich genau auf Shortstop Schmidt, dem mit Vance das Double Play gelingt. So haben nun die Legionäre die Chance, das Spiel zu ihren Gunsten zu beenden.

Für Regensburg begann Eric Harms mit einem Comebacker zum Pitcher – Aus an der ersten Base, aber beide Runner eine Base weiter gebracht. STORM seinerseits gibt Ronnie Sweeny den Intentional Walk, um die Bases mit einem Aus zu laden. So kommt es schließlich zum Showdown zwischen Daniel Martins auf dem Hügel und Matt Vance an der Platte. Vance erwischt einen Pitch für einen langen Fly Ball ins Centerfield. Dort ist er leichte Beute für McElroy. Doch der Schlag war tief genug, um dem pfeilschnellen Alex Schmidt an der dritten Base genug Zeit zu geben, um nach seinem Tag-Up im Tiefflug über die Home Plate zu rutschen. Damit ist es offiziell: An diesem Tag dürfen die Regensburger Gastgeber in der mittlerweile tief stehenden Abendsonne den Walk-off feiern. Hünstetten STORM hat ein Riesen-Spiel gemacht. Doch wenn man mehrfach so nah an der Sensation geschnuppert hat, ist das noch nicht mal ein schwacher Trost.

Es bleibt festzuhalten, dass die Hünstettener auf dem Niveau, das sie am Ostermontag gezeigt haben, gegen jeden Gegner in der Liga zumindest eine Chance haben. Hausaufgaben hat das Team noch beim Starting Pitching zu lösen. In drei der ersten vier Spiele ist STORM früh in Rückstand geraten, weil die Start-Werfer zwischenzeitlich ihr Ziel zu oft verfehlt hatten.

Weiter geht es am kommenden Sonntag, den 16. April. Um 12:00 Uhr gastieren die Stuttgart Reds für zwei Spiele im Dickman Field. Stuttgart hat am Sonntag beide Spiele in Mannheim gewonnen, nachdem ihr erster Spieltag in Mainz buchstäblich ins Wasser gefallen ist. Es wird erwartet, dass die Reds (letzte Saison auf Platz 5 am letzten Spieltag knapp die Playoffs verpasst) ein direkter Konkurrent STORMs im Rennen um den Klassenerhalt werden könnten. Mit zwei Spielen weniger auf dem Konto stehen sie vorerst auf Platz 3 direkt vor Hünstetten. Mit zwei Heimsiegen könnte STORM sie allerdings wieder überholen. Außerdem treffen die Hünstetter Neuzugänge Jose Pimentel und Andrija Tomic erstmals in blau-gelb auf ihre ehemligen Teamkameraden. Für Spannung ist also jetzt schon gesorgt.